Ob See oder Fluss, Wasser formt Natur und Menschen - über Zürich und die Ardéche an die Costa Brava

Nachdem unsere Abfahrt von Zuhause ja leider pfeifend und röchelnd von unseren Schnupfennasen begleitet war, geht es uns nach zwei Tagen bei guten, alten Freunden am Zürichsee wieder besser. Wir haben den nötigen Abstand vom Packstress und können inzwischen auch schon ohne Doping durch die Nasen atmen. Wieder mal ist klar geworden, warum Zürich schon so oft zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wurde. Das Wasser, die Urbanität und gleichzeitig das Gefühl in einem großen Dorf zu wohnen machen es aus. Die Häuser sind schön und die Gärten gepflegt.

Nur Sprache und Verkehrsführung sind speziell. Selbst wenn um 10 Uhr bei unsere Abreise absolut nicht Rush Hour ist brauchen wir doch eine gute Stunde für 10km durch die Stadt. Alles schleicht, was allerdings angesichts der Schweizer Bußgelder auch wenig verwunderlich ist. Die Ampeln scheinen absichtlich nicht wirklich aufeinander abgestimmt zu sein. Als Krönung des Ganzen kackt die kleine Dame sich dann noch mitten im Stadtverkehr so extrem in die Hose, wir einen Notfall-Stop zur Dekontamination einlegen müssen.

Wenn das so weiter geht, sind wir morgen noch nicht mal in Genf...Endlich angekommen auf der Autobahn läuft es dann aber doch mit vielen Kinderliedern (Nena's Apfelhaus, Rolf Zuckowskis Vogelhochzeit, Disney Evergreens) recht gut und wir verlassen gegen 17 Uhr die Autobahn an der Ausfahrten Montélimar Süd. Die Landschaft ist bergig und die Ortschaften mit ihren Steinhäusern und Fensterläden einladend. Wir kommen an etlichen landwirtschaftlichen Direktverkäufern vorbei und ich bin ein bisschen traurig, dass es schon zu spät ist um sich ausgiebig mit französischem Ziegenkäse und Honig einzudecken.

Die Straße führt ins Gebirge und wird irgendwann ganz schön abenteuerlich. Als wir endlich am Camping Pont d'Arc ankommen ist es 18 Uhr. Knappe Sache... Noch ein bisschen später und wir hätten draußen bleiben müssen.

Am Morgen unseres zweiten Reisetages wachen wir begleitet von leisen Regentropfen, die auf das Autodach klopfen auf. Die kleine Dame steckt mir ihren mini Zeigefinger in die Nase und flüstert "Daaaa". Soll heißen: "Ok Leute, ich bin wach... Ihr doch sicher auch!?!" Nach der Helligkeit zu Urteilen denken wir uns: "Scheiße, Mäuschen es ist bestimmt nicht mal fünf Uhr..." ganz so schlimm war es dann aber doch nicht. Es war schon nach 6.

Es ist feucht und kühl, aber auch fantastisch schön hier. Die Felsen wirken bizarr und mir wird mal wieder bewusst wie unglaublich viel Kraft Wasser hat. Hat doch der Fluss diese tiefen Schluchten über tausende Jahre ins Gebirge gegraben. Es ist einsam hier zu dieser Jahreszeit. Man hört nicht viel außer das Rauschen der Ardèche und das Zwitschern der Vögel. Das Tal ist satt grün. Schade, dass es so kalt ist. Das Wetter treibt uns weiter gen Süden. Aber nicht ohne Kaffee und Frühstück. Die Nacht kostet uns nur 20€. Eigentlich wenig aber, wenn man den Nachkriegszustand der Waschhäuser einbezieht, gerade genau in Ordnung. Das Packen dauert etwas. Wir sind mit diesem Auto blutige Anfänger und müssen ziemlich viele Handgriffe doppelt erledigen. Die Geduldsfäden sind dünn ohne Kaffee und Brötchen, aber wir kennen uns ja zum Glück schon ein Weilchen und schaffen es ohne Mordgelüste nach ca. einer Stunde loszukommen. Ab zum Einkaufen. Der Supermarkt in Vallon Pont d'Arc ist super hässlich, was für ein genialer Zufall, dass heute anscheinend Markttag war. So können wir noch leckere Erdbeeren, riesige Macarons und einen Café au lait ergattern bevor wir 460km weiter nach Süden fahren.

Auf der A7 sind unfassbar viele Trucker unterwegs und es fällt uns wirklich schwer nicht die absoluten Gossenausdrücke in Anwesenheit unserer kleinen Mitfahrerin zu verwenden.Wir entscheiden uns für Camping Treumal als kurzen Zwischenstopp auf dem Weg nach Cambrils. Ich kenne diesen Teil der Costa Brava gut aus Kindertagen. Viele nette kleine Buchten die nur zu Fuß erreichbar sind. Off Saison angenehm leer. Heute reicht es vermutlich nur für "einmal Füße ins Wasser halten" und die kleine Dame im Sand krabbeln lassen. Maybe Pizza bei Sant Louis und eine heiße Dusche. Morgen kommt endlich der Sommer.

The beach fixes everything

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